Engage-In-Age.de Rückblick: Engage-in-Age (1996-2019)

Rückblick: Engage-in-Age (1996-2019)

„Verein für Sport, Kultur und gesellschaftliches Engagement in der Zweiten Lebenshälfte e. V.- i.L.“: ´Engage in Age´

von Gertrud Rost

Die Gründung unseres Vereins fand 1996 statt durch eine Gruppe engagierter Personen im Alter von 46 bis 87 Jahren, die sich beim Tennisspielen trafen und sich „zu alt fühlten, um jung zu sein, aber auch zu jung, um alt zu sein“. Tennis als einziger Ausdruck von Aktivität reichte uns nicht aus.

Das Ziel : Das Ziel unserer Ausrichtung war es, aktive Mitmenschen in ihrer zweiten Lebenshälfte, also ab 50 Jahren und darüber, in ihrer sportlichen Betätigung zu unterstützen oder sie zu Sport und Bewegung, Kultur und gesellschaftlichem Engagement zu motivieren. Menschen mit ihren Erfahrungen aus dem Berufs- und Familienleben und die bereit waren, für ein gemeinschaftliches Miteinander Verantwortung zu tragen. Wir bemühten uns, unsere Aktivitäten den individuellen Voraussetzungen anzupassen, um Mobilität, Wohlbefinden und Lebensqualität angemessen zu erhalten oder möglicherweise zu steigern. Dieses Ziel fand dem Bedarf entsprechend eine ständige Erweiterung in Angeboten zu  Bewegung und Sport, zu Kultur und Bildung sowie im sozialen Engagement und auch durch die Vernetzung dieser Angebote miteinander.

Motivation und Ausgangspunkt: Anstoß zur Vereinsgründung war, dass der Seniorensport in den 1980 und 90er Jahren weitgehend eingebettet in Vereinen war, die die Erfordernisse der Älteren unserer Ansicht nach nicht ausreichend berücksichtigten. Es fehlten umfassendere Zielrichtungen und Angebotsinhalte, die nicht nur den Sport und die Bewegung für Ältere, sondern auch die weitergehenden Interessen und Bedürfnisse des älter werdenden Menschen einschlossen.

Eines der Ziele für unsere Gemeinschaft war  die Förderung der Lebensqualität durch gesundheitsorientierte, präventive und therapeutisch ausgerichtete Sport- und Bewegungsformen zu gewährleisten. Es war abzusehen, dass sich Senioren viel eher in einer Gemeinschaft, mit der sie sich identifizieren können, wohl fühlen und bereit sind, ihren sozialen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

Organisation und Finanzierung: Die organisatorische Grundstruktur wurde mit dem Anwachsen des Vereins ständig erweitert.

Von Anfang an planten wir, uns weitgehend unabhängig entwickeln und finanziell eigenständig agieren zu können. Wir konzipierten die Angebote zum Selbstkostenpreis mit einem Aufschlag für Verwaltungsarbeiten wie auch Versicherungen. Angebote, die durch Mitglieder ehrenamtlich durchgeführt werden, waren kostengünstig oder kostenfrei z. B. Qigong, Wanderungen, Kegelabende, Skat, Walking, Radtouren, Spielkreise, Gedächtnistraining, Gesprächskreise. Informationsmaterial wie Flyer, die Monatsinformationen und die Vereinszeitung wurden von uns selbst erstellt und kostenfrei abgegeben.

Durch unseren ehrenamtlichen Einsatz hielten wir die Kosten relativ niedrig und für viele bezahlbar. Kostenpflichtig waren Angebote, zu denen wir Diplomsportlehrer, Referenten etc. verpflichteten oder Hallenmieten zahlten. Das Besondere an unserem Verein war über viele Jahre das hohe ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder, von denen 60% vorübergehend oder ständig bei uns ehrenamtlich tätig waren, ca. 62% Damen und 38% Herren.

Örtlichkeiten und Kooperationen: Das Büro war kostengünstig angemietet. Die anfallenden Miet- und Verwaltungskosten für den Sport wurden bei der halbjährlichen Berechnung der Kurse berücksichtigt. Outdoor-Training fand bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit im Freien statt. Tennishallen wurden angemietet.

Sonderveranstaltungen wurden nach Möglichkeit gemeinsam mit Institutionen oder Vereinen durchgeführt (z.B. Seniorenvertretung der Stadt Köln, Aktives Leben etc.). Wir arbeiteten zusammen mit Institutionen oder Vereinen in Köln, dem StadtSportBund Köln e.V., dem LandesSportBund NRW e.V. etc. Ebenso internationale Begegnungen mit europäischen Seniorengruppen oder einer chinesischen und einer japanischen Delegation.

Für die Broschüre Wegweiser für ältere Menschen vom Ministerium des Landes Nordrhein-Westfalen wurden unsere Mitglieder in Aktion dargestellt, ebenso für den LSB e.V. Wir standen zur Verfügung für Interviews des Kuratoriums Deutsche Altershilfe e.V., für den WDR 4, FLOK, Bürgerfunk und WDR 2 und zahlreichen Ausgaben des Kölner Stadtmagazins für Senioren: Kölner Leben und in Fernsehaufzeichnungen des ZDF, WDR und 3SAT.

Mitgliederentwicklung, Teilnehmer- und Adressatenkreis: Die Zahl der Vereinsmitglieder stieg in 20 Jahren auf ca. 390. Es waren drei unterschiedliche Teilnehmer- und Adressatengruppen vertreten: über 50jährige ältere, körperlich leistungsfähige Menschen, Menschen mit altersgemäßen Einschränkungen, geistig aktive ältere Menschen mit stärkeren körperlichen Beeinträchtigungen

Sport und Bewegung als Ausgangspunkt der Vereinsaktivitäten: Wir begannen im Jahr 1996 mit Sportangeboten wie Tennis und Fitnessgymnastik. Mit dem Anwachsen der Mitglieder- und Kursteilnehmer erweiterten wir schrittweise unser Sportangebot.

Die frühe Ausweitung des Angebots in Kultur und Bildung: Bereits seit 1997 organisierten wir „Veedelbesichtigungen“, Kirchen- und Museumsbesuche und gemeinsame Konzertbesuche, ebenso Informationsveranstaltungen mit Themenschwerpunkten, z. B. Vorträge über Gesundheit und Leistungsfähigkeit im Alter, Erben und Vererben, Patientenverfügung, Vorträge über Reisen, Sicherheit im Alter, Nutzung des Computers und Internet u.v.m. Seit 1999 besuchten wir Kunstausstellungen  z. B. in Essen, Bonn und Düsseldorf, seit 2002 Tagesreisen, die von den Teilnehmern mit gestaltet wurden. Von 2002-2005 wurde Gedächtnistraining angeboten, und von 2003-2008 haben wir einen lebensphilosophischen und einen politischen Gesprächskreis eingerichtet, von 2008-2017 English-Refresher und einen Singkreis.

Soziales Miteinander und gesellschaftliches Engagement: Wir hatten monatliche Stammtisch-Treffs, spielten seit 1997 Skat und Doppelkopf. Seit 2004 trafen sich viele Mitglieder alle drei Wochen zum Frühstück.

Das auf diese Weise gefestigte soziale Miteinander war Ausgangspunkt für unser „Team Für- und Miteinander“, das gegenseitige Hilfe im Bedarfsfall und Krankenbesuche unserer Mitglieder organisierte. Durch Anregung von Mitgliedern, die im Ausland selbst ehrenamtlich tätig waren, richteten wir eine Spendenaktion ein: Pro Vita Andina e.V. für Senioren in Ecuador.

Vernetzung der Angebote: Die erläuterten vielfältigen und häufig von den Mitgliedern mitgestalteten Angebote und Aktivitäten sprachen die individuell unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse der Teilnehmenden an. 80% unserer Mitglieder nahmen an sportlichen Aktivitäten teil, inklusive Wandern oder Radtouren. 55% besuchten kulturelle und 60% gesellschaftliche Angebote (Stand 2016).

Unser Verein: Stärken, Schwächen und Probleme

Die Stärke unseres Vereins lag einerseits in der differenzierten Angebotsstruktur. Die sportlichen Angebote wurden über Jahre hinweg genutzt und unterstützten eine Verlängerung der körperlich aktiven Lebensphase. Andererseits wurden durch die Förderung einer sinnvollen Freizeitgestaltung durch Sport und Kultur der Zusammenhalt und die Kontaktpflege untereinander intensiv gefördert. Nachteilig war: dass einzelne ehrenamtlich Tätige zu stark gefordert wurden. Die Überlastung des besonders engagierten Personenkreises ist ein strukturelles Problem, das nicht gelöst werden konnte.

Wir zeigten in unserem Verein, dass es möglich ist, einen hohen Anteil der Vereinsmitglieder in die aktive Vereinsarbeit mit einzubeziehen.

Zusammenfassend konnte gesagt werden, dass alle Angebote –  seien sie sportlich, kulturell oder im sozialen Engagement angesiedelt  –  besonders dann bedarfsgerecht und finanzierbar sind,  wenn sie auch von den Betroffenen weitgehend selbst initiiert, organisiert und durchgeführt werden.

Auszeichnungen: 1998 der Preis für Vereinssport; 2001 der Bürgerpreis der CDU Köln;

Klaus Mundt

2002 eine Auszeichnung durch den Deutschen Sportbund als in Deutschland beispielgebender Seniorenverein, gemeinsam mit 6 weiteren Seniorenvereinen; 2003 das Prädikat „besonders wertvoll“ für herausragende Leistungen im Gesundheitssport des Deutschen Turnerbundes. Belobigungen im Bezirksrathaus für Helga Schaak, Klaus Mundt, Dr. Uschi Ziese. Einladung 2017 des Bundespräsidenten zum Bürgerfest ins Schloss Bellevue Berlin für Katharina Petzoldt, „ein echt kölsches Mädchen“, und Gertrud Rost. Verleihung der Bundesverdienstmedaille 2018 für Gertrud Rost.

Verleihung der Bundesverdienstmedaille

Auflösung des Vereins 2019: Aufgrund von Alter und gesundheitlichen Problemen des amtierenden Vorstandes musste leider die Auflösung des Vereins eingeleitet werden. Es fanden sich keine Bewerberinnen oder Bewerber für Vorstandsaufgaben. Interessentinnen und Interessenten meldeten sich in den vergangenen Jahren gelegentlich. Sobald der  Umfang des Aufgabenbereiches und die Größe der Verantwortung deutlich wurden, erlosch die Bereitschaft.  Die Versuche, Kooperationen mit anderen Einrichtungen vorzunehmen, kamen nicht zum Tragen.

Wir bedauern diese Entwicklung sehr!

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